

Ein Blick auf die Bedeutung von Kreativität im Zeitalter von KI
Interview mit Jakob, Executive Creative Director bei interone
Künstliche Intelligenz ist längst aktiver Bestandteil unseres Agenturalltags – sie erstellt Texte, Bilder und Videos, komponiert Musik und analysiert komplexe Datenmengen in Sekunden. Im Gespräch mit unserem Executive Creative Director Jakob Lips haben wir deshalb nicht gefragt: „Was kann KI?“, sondern:

Jakob, was macht uns als Menschen im Zeitalter von KI unersetzlich?
Für mich ist die Antwort klar: Kreativität. Und ich meine damit nicht die „Big Idea“, die in Cannes Preise gewinnt. Kreativität ist mehr als das Produzieren von Ideen. Sie ist die Fähigkeit, Verbindungen zu sehen, wo andere nur Fragmente wahrnehmen. Sie erzeugt echte Emotionen und Innovation. KI kann sie perfekt imitieren, aber nicht originär erzeugen. Sie greift auf Datenmuster zurück, während echte Kreativität aus Intuition und ja, gerne auch aus Chaos entsteht.
Aktuell herrscht dennoch viel Unsicherheit und Angst, dass KI kreative Berufe überflüssig macht. Ist diese Sorge berechtigt?
Die Angst, KI würde Kreative bzw. Kreativität überflüssig machen, halte ich für Blödsinn. Ganz im Gegenteil: Ich halte Kreativität für unsere stärkste Währung in einer automatisierten Welt.
Aber nur, wenn auch die Kreativen mit den Entwicklungen der Branche mitgehen und ihr Rollenverständnis anpassen. Mit zunehmender Automatisierung von Tasks müssen Kreative nämlich weniger „Macherinnen“ und „Macher“ sein, sondern mehr Kuratorinnen und Kuratoren, Dirigentinnen und Dirigenten komplexer Systeme. Dazu brauchen wir aber wieder mehr Vertrauen auf unser Bauchgefühl und mehr Mut, unerwartete Lösungswege zu entwickeln.
Was stimmt dich persönlich so optimistisch?
Der Schlüsselmoment, der mich zu dieser Perspektive gebracht hat, reproduziert sich immer wieder, wenn ich meiner älteren Tochter (14) bei ihren Schularbeiten helfe: Ich erschrecke immer wieder darüber, wie wenig sich in den letzten drei Dekaden an unserem Bildungssystem verändert hat. Die Art, Wissen zu vermitteln und abzufragen scheint seit meiner Schulzeit stehengeblieben zu sein – eine Hiobsbotschaft in einer Ära, in der Kinder ganz selbstverständlich damit aufwachsen, alle Antworten auf alle Fragen sekundenschnell und jederzeit in der Hosentasche verfügbar zu haben. Das ist absurd. Und gefährlich rückständig, wenn die Schule das System ist, das unsere Kinder fit für die und vor allem ihre Zukunft machen soll.
Der Mensch und KI: wer macht in Zukunft was?
Egal ob in der Schule oder bei uns in der Agentur – es gibt Skills, die die KI nie „in echt“ können wird: selbstständiges Denken und Anstoßen, ein reflektierter Umgang mit Wissen und die Fähigkeit, Gelerntes zu verknüpfen und daraus neue Ideen und Lösungen zu schaffen. Kreativität eben.
Und trotzdem ist KI ganz klar eine große Hilfe, bei der es dumm wäre, sie nicht wahrzunehmen und für uns zu nutzen. KI ist ein guter Sparringspartner, solange man seine eigenen Stärken kennt und weiß welches Tasks sind, für die man wiederum KI mehrwertbringend einsetzen kann.